Interview mit Kay Mattheß

 

12 Fragen an den neuen Trainer der 1. Männermannschaft – Kay Mattheß.

Herr Mattheß, den meisten Ottendorfer Fans sind Sie noch unbekannt. Können Sie kurz Ihre Stationen als Spieler und Trainer nennen?

Als Spieler wird schon kompliziert, denn das ist schon viele viele Jahre her. Im Leipziger Raum wird Eilenburg sicher vielen etwas sagen, dort bin ich groß geworden und als Spieler aktiv gewesen. Später bin ich nach Leipzig gezogen und habe dann ziemlich zeitig aufgehört zu spielen. Anfang der 90er bin ich wegen meiner Frau nach Dresden gezogen und habe da noch etwas Fußball gespielt, aber als die Kinder dann da waren traf ich ziemlich schnell die Entscheidung als Trainer weiter zu machen.

Im Jahr 2000 bin ich dafür zu Dynamo Dresden als Nachwuchstrainer gegangen, habe dort mit Bernd Stanzel angefangen und trainierte die Bambinis, F-Jugend und schließlich die D-Jugend. Nach 7 Jahren Dynamo Nachwuchs habe ich den Schritt zum Männer-Trainer gemacht. Beim TSV Reichenberg Boxdorf habe ich dreieinhalb Jahre die Männer trainiert. Weitere Stationen waren Großenhainer FV, Traktor Priestewitz, Borea Dresden, USV TU Dresden, Pillnitz und zuletzt der BSC Freiberg in der Landesliga.

Warum hat es Sie als Trainer zuletzt nicht dauerhaft in einem Verein gehalten?

Ich bin meist zu Vereinen gegangen um als „Externer“ Veränderungen herbei zu führen und etwas aufzubauen. Das hat in den unterklassigen Vereinen immer recht gut funktioniert aber in den oberklassigen Vereinen (Landesliga) klappte das leider nicht. Beim USV Dresden wurde ein größeres Projekt zum Aufbau der Fußballabteilung aufgrund verschiedener Umstände nicht wie geplant realisiert, woraufhin ich mich anderweitig orientiert habe. Ziel des Ottendorfer Fußballvereins ist es, langfristig etwas aufzubauen – was mich letztlich überzeugte den Trainerposten zu übernehmen.

Was hat Sie noch dazu bewegt das Traineramt in Ottendorf zu übernehmen?

Im Mai hätte ich noch nicht mal ansatzweise daran gedacht, in Ottendorf Trainer zu werden. Der Verein war zunächst mit der Frage an mich herangetreten, ob ich bei der Suche nach einem neuen Trainer für die 1. Männer beratend unterstützen könnte. Nach vielen Gesprächen mit den Verantwortlichen habe ich dann Anfang Juni auf Bitten des Vorstands entschieden selbst den Posten zu übernehmen. Die hervorragenden Trainingsbedingungen und die Perspektive mit vielen jungen Spielern arbeiten zu können, waren sicherlich die ausschlaggebenden Gründe.

Welchen Eindruck haben Sie von der Mannschaft und vom Verein bisher gewonnen?

Meine Wahrnehmung vom Verein ist, dass es hier klare Strukturen gibt, eine klare Aufgabenverteilung innerhalb des Vorstands, vor allem aber klare Strukturen im Nachwuchs. Das konnte ich bereits im Mai kennenlernen, da ich einige Ottendorfer Nachwuchstrainer bei der C-Lizenz Ausbildung begleitet habe.

Die Mannschaft ist super offen, und das sage ich nicht nur, weil ich jetzt hier Trainer bin. Ähnlich wie in Reichenberg und Priestewitz ist die Mannschaft sehr neugierig und saugt alle neuen Impulse wie ein Schwamm auf. Das kann auch mal für den Trainer richtig anstrengend werden, weil die Spieler sehr viel hinterfragen um möglichst viel mitzunehmen und später umsetzen zu können.

Das erste Saisonspiel ging leider gegen den Mitabsteiger aus Pulsnitz mit 3:0 verloren. Woran lag es und was kann in Zukunft besser gemacht werden?

Es lag zum einen daran, dass wir ein neues System spielen und die Spieler erstmal diese neue Auffassung vom Spiel übernehmen müssen. Zum anderen wollten wir an dem Tag Fußball spielen – Pulsnitz hingegen trumpfte mit langen Bällen auf ihre schnellen Stürmer auf – was bei noch mangelnder Abstimmung in der Abwehr zu Gegentoren führte. Hinzu kommt, dass viele junge Spieler noch richtig im Männerbereich ankommen müssen. Meine Aufgabe ist es, diese Spieler so weit zu bringen, dass Sie eigenständig Verantwortung auf dem Platz übernehmen.

Davon abgesehen hatten wir selber auch viele Chancen, haben diese aber leider nicht genutzt. Daher sehe ich die Niederlage als nicht so tragisch an. Die Ergebnisse werden kommen, wenn alle weiterhin so gut mitarbeiten.

Sie finden eine stark verjüngte Ottendorfer Mannschaft vor – wie gelingt es Ihnen, die jungen Spieler an den Männerbereich heran zu führen?

Wie mir das gelingt werden wir sehen. Ich werde versuchen durch ordentliches und abwechslungsreiches Training alle Spieler einzubinden. Darüber hinaus sehe ich weniger den Unterschied zwischen jungen und alten Spielern sondern eher zwischen guten und schlechten Spielern.

Welche Schwerpunkte legen Sie im Training?

Schwerpunkt ist bei mir definitiv der taktische Bereich. Die Zuschauer werden sehen, dass wir versuchen ein 4-4-2 zu spielen, dabei in der Offensive etwas anders interpretiert als in der Defensive.

Dreierkette, Viererkette oder Libero?

Libero ist wahrscheinlich ein aussterbendes System. Auch die Viererkette wird es im Profibereich in einigen Jahren wohl nicht mehr geben – die Tendenz geht klar zur Dreierkette. Wir werden versuchen dieses Mittel im Winter anzugehen, aber vorerst konzentrieren wir uns darauf eine klare Viererkette zu etablieren.

Wenn Sie kurz Ihre Spiel-Philosophie beschreiben müssten, welche Schwerpunkte wären am wichtigsten?

– Fußball spielen – das heißt die Tore herausspielen, nach Möglichkeit über die Außen

– Bei Ballgewinn schnelles Umschaltspiel

Was sind ihre Saisonziele für diese Spielzeit und für die kommende Saison?

Für diese Saison ist das Ziel in der Liga anzukommen, junge Spieler zu integrieren, eine hohe Trainingsbeteiligung zu erreichen und eine Mannschaft zu formen. Wir wollen natürlich so gut wie möglich am Ende der Saison in der Tabelle dastehen – mit dem Abstieg dürften wir nichts zu tun haben. Spätestens in der nächsten Saison wollen wir oben angreifen mit dem Ziel, Ottendorf wieder in die Kreisoberliga zu bringen.

Die Kreisliga Westlausitz ist auch für Sie neu. Konnten Sie schon einen oder mehrere Favoriten ausmachen?

Ich habe in diesem Verband noch nie eine Mannschaft geführt und daher kenne ich die Liga überhaupt nicht. Jedes Spiel und jeder Gegner sind für mich neu, daher kann ich über Favoriten nichts sagen.

Wenn Sie sich hinsichtlich ihrer neuen Aufgabe etwas wünschen könnten, was wäre das?

Ich wünsche mir das die Mannschaft so lange wie möglich mitzieht, und dass der Verein auch die Nerven und die Geduld hat, hier etwas aufzubauen. Ich wünsche mir mit der Mannschaft eine tolle Zeit für mindestens die nächsten 3-5 Jahre.

Vielen Dank für das Gespräch